Sonntag, 27. September 2015

Malaysia 1

Ostküste. Die Luft ist heiß, nass und schwer. Kilometer um Kilometer scheinen wir die Luft regelrecht mit unseren Rädern zerschneiden zu müssen, um vorwärts zu kommen. Wir fahren einsam durch wenig Dschungel und riesige Palmölplantagen. Warnschilder machen auf Wildwechsel in Form von Elefanten und Tapiren aufmerksam. Zu sehen bekommen wir leider keine. Wo sollen sie auch leben. Hier werden keine Bäume des tropischen Regenwaldes gefällt: Hier wird mit Maschinen alles so platt gemacht, dass es danach wie eine Wüste aussieht. Hügel werden in Terassenform zugeschnitten, damit mehr Ölpalmen drauf passen. (Dürfen wir meckern? Europa war früher auch voller Wald.)

Wir fahren durch kleine Dörfer mit Holzhütten, nebenan werden ganze Siedlungen neu gebaut in bester Reihenhausmanier. Viele Orte wirken wie Geisterdörfer, morgens ist niemand auf der Straße, alle fahren Auto. An vielen Orten ist Zutritt verboten. Die Menschen wirken gelangweilt, so ganz wohl fühlen wir uns zuerst nicht.

Immer wieder riesige Betonbauten mit Vogelgeschrei in den kleinen Dörfern. Später finden wir heraus, dass die Betonbauten dazu dienen, besondere Vögel anzulocken, die in diesen ihr Nest aus Speichel bauen. Diese Nester werden in Suppen serviert und gelten als teure Delikatesse.

Malaysia gilt als Foodmekka, auch wegen seiner Multikulturalität, denn die malaysische Bevölkerung besteht aus Malayen und Malaysiern indischer und chinesischer Abstammung.
Wir haben allerdings Schwierigkeiten, vegetarisches Essen zu finden. Manchmal suchen wir stundenlang. In den kleinen Malayischen Restaurants gibt es Reis und jede Menge Fisch-und Fleischcurryes zu essen. Kaum Gemüse, und wenn, dann ist es oft mit kleinen Sardellen „gewürzt“ und, wahrscheinlich um die Schärfe der Currys auszubalancieren, ist das Gemüse oft erstaunlich fade zubereitet. Auch indische und chinesische Läden haben meistens primär Fisch und Fleisch im Angebot. Ein Lichtblick ist Roti Canai, ein kleiner auf heißer Platte gebackener Brotfladen, der mit etwas Linsen- Dhaal serviert wird und hier ein klassisches Frühstück darstellt. In Städten gibt es außerdem manchmal kleine buddhistische vegetarische Läden, die sehr günstig Essen verkaufen.
Dafür gibt es in einigen Städten der Westküsten vegetarische Restaurants, die alles übertreffen was wir kennen. Hier kann man 10 verschiedene Sorten vegetarischen Fisch bestellen, verschiedene Sorten vegetarisches Schweinefleisch etc. Alles aus Soja oder Seitan hergestellt.

Pekan, ein amerikanisches Fastfoodrestaurant: Wir trinken einen Kaffee, nutzen Wifi, kühlen uns mit der Klimanalage etwas runter. Die Schule ist aus, der Laden ist voll. Die Kids können sich die doch eher teureren Menüs hier leisten. Zwei Schülerinnen, eine mit die andere ohne Kopftuch, sprechen uns an, in erstaunlich guten Englisch. Was sie studieren wollen? „I want to be an engineer for Airplanes“ lautet die Antwort mit größter Selbstverständlichkeit. Das erinnert uns an ein Gespräch in Singapur. Ein Mitarbeiter eines großen deutschen Unternehmens erzählt, dass seine Firma in Deutschland wohl große Probleme hat, qualifizierte, technisch versierte Frauen als Führungskräfte zu finden, in Südostasien sei das überhaupt kein Problem.

Kuantan: Wir übernachten bei Gastgebern die chinesische Malaysier sind, unterhalten uns über die politischen Krisen Malaysias. Die chinesische Minderheit fühlt sich als Bürger zweiter Klasse. Eine Politik der „positiven Diskriminierung“ der Malayen stellt faktisch eine Schlechterstellung der Chinesen und Inder dar. Chinesen werden bei der Studienplatzvergabe benachteiligt, müssen per Gesetz beim Hauskauf mehr bezahlen, können nur schwer im öffentlichen Sektor Arbeit finden. Viele empfinden, dass die Regierung absichtlich eine Politik betreibt, die die ethnischen Spannungen in dem Land verschärft und Rassismus befördert. Bei den aktuellen Protesten gegen die korrupte Regierung wurde versucht, dass als rein chinesische Proteste darzustellen, dabei wurden die Proteste von allen Bevölkerungsgruppen getragen.

Unsere Gastgeber empfinden sich als untypische Chinesen. Trotz der Tatsache, dass sie Lehrer sind, haben sie ihr Kind nicht früh in den Kindergarten gegeben, wo der Nachwuchs von klein auf getrimmt wird und lesen und schreiben lernt. Nachmittags gibt es für die chinesischen Kinder extra Unterricht und wahrscheinlich werden sie an einer ausländischen Universität studieren, weil sie in Malaysia trotz guter Noten keinen Studienplatz bekommen, und auch nicht mehr zurückkehren wollen in ein Land, in dem sie weniger Chancen haben.

Maran: Wir können keine Unterkunft finden und fragen in einem Radladen nach einer guten Möglichkeit zu campen. Und werden spontan eingeladen in das Haus eines indischen Malaysiers. Ganz anders als die Tage vorher ist das Haus in einer armen Gegend, sehr spärlich eingerichtet, kahle Betonwände. Dafür die Herzlichkeit eines jungen Paares, sie mit traditionellem Bindi. Uns interessiert die Partnersuche: „Wo habt ihr Euch kennen gelernt?“ „Über Facebook!“




Plattgemachter Regenwald

"Schöne" neue Welt der Reihenhäuser

Platz für Palmölplantagen

Rambutan, eine Frucht die ähnlich wie Litschi schmeckt.
Von der Straße aufgelesen.

wieder eingeladen 

heiliger Baum in einem Hindutempel

Roti Canai

Endlich in einem vegetarischen Restaurant

Vogelnestsammelstellen

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