Wir fahren über die Landesgrenze, die Grenzprozeduren sind einfach,
die Grenze erst seit 2 Jahren für Reisende geöffnet. In Myawaddy
fallen gleich die vielen rotmundigen Betelnusskauenden Männer in
ihren Longyis (eine Art Sarong) auf. Um weiter ins Landesinnere zu
kommen, müssen wir die Berge überqueren. Zu unserem Glück ist seit
zwei Monaten eine neue Straße fertig gestellt worden, auf der jetzt
alle LKWs und Autos fahren, sodass wir die alte, schmale Bergstraße
(vorher als der absolute Horror von Radreisenden beschreiben) fast
ganz alleine für uns haben.
Wir kommen an einem Bergdorf vorbei. Ein pinker Kasten mit bunten
Girlanden und LED's geschmückt, steht aufgebahrt an der Straße. Ein
Sarg. Hier findet gerade eine Beerdigung statt und wir werden mit
wilden Handbewegungen zum Essen eingeladen: Reis, Suppe, geröstete
Nüsse, Tee, Bambussprossen werden aufgetischt. Geben dürfen wir
nichts. Die Frauen machen sich ihre Betelpäckchen fertig.
Betelblätter werden mit einer Art Kalksteinmasse bestrichen, darauf
kommen Betelnusscheiben und diverse Aromen/Gewürze/ weitere
Geschmacksstoffe. Überall in Myanmar werden wir noch „Betelbars“
am Straßenrand sehen, in denen die Päckchen vermischt werden.
Wenige Kilometer später, auf der Bergkuppe feiern wir 20'000km
Radfahren durch Europa, Ozeanien, Asien.
Die Berge wieder runter kommen wir in der Kleinstadt Kawkareik an.
Wir sind im Kayinstate, aber schon hier in dieser Kleinstadt sehen
wir Hindutempel, chinesische und burmesische Buddhistische Tempel,
Kirchen und Moscheen, und Menschen der vielen verschiedenen
ethnischen Gruppen Myanmars. Strom gibt es nur von 18-21 Uhr.
Abends auf einem kleines Stadtfest (es ist der Vorabend des
Kayin/Karen new Year), es gibt Popmusik, Snacks und Glücksspiel.
Eine junge Frau spricht uns an, lädt und für den Abend zu sich nach
Hause ein (Ausländer zum Übernachten einladen ist den Einheimischen
immer noch verboten). Sie möchte gerne ihr Englisch verbessern und
quatscht deswegen regelmäßig westlich aussehende Menschen an. Auf
dem Weg zu ihrem Haus eine Gruppe junger hübscher Männer vor uns:
„they are gay!“ flüstert sie uns zu. Wir verbringen einen netten
Abend in ihrem Haus und lassen uns z.B. zeigen wie die Einheimischen
aus einem Stück Holz und Wasser auf einem Mahlstein die tägliche
Paste herstellen, mit denen das Gesicht vor der Sonne geschützt
wird.
Der nächste Tag, Frühstück. Das Paradies ist ein Linsencurry mit
burmesischen Naan. Was haben wir die letzten Monate Hülsenfrüchte
vermisst! (Kidneybohnen gibt es im Rest Südostasiens nur in
Zuckersirup als Dessert z.B. als Topping auf Eiscreme).
Es geht Richtung Hpa-An. Die Straße ist alles andere als glatt. Die
Männer und Frauen, die die Straße bauen tragen Steine in Körben
auf die Straße, erhitzen mittels Feuer Teerfässer am Straßenrand
und gießen den Teer über die Steine. Manchmal gibt es auch eine
Walze. Das meiste ist harte Handarbeit.
An einem Militärcheckpoint werden langwierig unsere Pässe
kontrolliert. Die Militärpräsenz ist stark. Wagen um Wagen von
jungen Männern mit Gewehren im Anschlag.
Hpa-An ist von wunderschönen Felsen umgeben, auf denen unter anderem
beeindruckende Pagoden gebaut sind. Abends in einer Unterkunft
quatschen uns junge Männer an. Sie erzählen recht freimütig davon,
wie sehr sie die aktuelle Regierung verabscheuen und dass sie hoffen,
nach Thailand gehen zu können. Auf ihren facebookprofilen Fotos zu
Organhandelskandalen in Mandalay und Selfies. Dann die Frage: „Are
you Christian? Don't worry, we have nothing against Christians. But
we hate Muslims. We really hate them.“ Why? „Because they make
trouble and they hate us Buddhists.“
Kyaitiyo, der goldene Felsen. Eine der wichtigsten Pilgerstätten der
burmesischen Buddhisten. Auf einem hohen Berg ein gold angemalter
Felsblock mit kleiner Pagoda, der auf einem anderen Felsbrocken
liegt, obwohl es so aussieht dass er eigentlich herunterfallen
sollte. Sie hat vor, mit dem Rad die steile Bergstraße hochzufahren
und wird recht rabiat von der Polizei auf halber Strecke von der
Straße geholt. Radfahren ist hier verboten. Sie wird dann auf einen
LKW mit Pilgern verfrachtet und dann wird auch klar warum das nicht
erlaubt ist. Die Straße wird dann doch sehr schmal und steil und die
LKW's fahren mit einem Affenzahn rauf und runter um genügend Schwung
für die Steigungen zu haben. Auf dem Gipfel ist eine kleine
kommerzielle Touristenstadt um den Felsen entstanden. Es sei
angemerkt: „foreign women“ zahlen den gleichen Eintritt wie die
„foreign Men“, obwohl ihnen der tatsächliche Zugang zum Felsen
verwehrt ist. (Das gilt im Übrigen für viele buddhistische
Heiligtümer).
Der nächste Morgen auf der Straße. Wir fragen nach einem Teashop
und werden prompt von einem jungem Offizier zum Frühstück
eingeladen. Seit 10 Jahren ist er bei der Armee, die primär in
Sachen Bürgerkrieg involviert ist: „You know, we are fighting
against our brothers and sisters.“
Myanmar, ein Land in einer Zwischenzeit. Nach Jahren der
Militärherrschaft, der offiziellen Beendigung dieser 2011, der
bisherigen trotzdem noch vom Militär dominierten Regierung, hat die National
Democratic League die Wahlen im November 2015 gewonnen. Zum
tatsächlichen Regierungswechsel soll es erst langsam Anfang diesen
Jahres kommen. Schon jetzt ist in den Gesprächen eine größere
Offenheit der Menschen spürbar, als wir erwartet hätten.
Yangon, die größte Stadt des Landes. Wie immer ist es super nervig
in diese Riesenstädte (5 Mio.) rein und wieder raus zu fahren. Noch
in Thailand hat uns die Nachricht ereilt, dass die Grenze von Myanmar
nach Indien aktuell wieder geschlossen sei und Reisende deswegen
keinen Antrag auf eine extra Ausreisegenehmigung über diese Grenze
stellen dürfen. In Yangon angekommen fahren wir direkt zu einer
Reiseagentur um die neusten Informationen zu bekommen und können es
kaum glauben, als uns mitgeteilt wird, dass die Grenze wieder
geöffnet sei. Wir stellen also den Antrag auf unsere
Ausreisegenehmigung nach Indien, bleiben eine Nacht, schauen uns die
berühmte Shwedagon Pagode von außen an und machen uns auf Richtung
Norden des Landes.
noch vor 3 Monaten hätten wir diese Straße mit LKW's teilen müssen |
beim Straßenbau |
Landschaft um Hpa-An |
Kyauk Kalap Kloster bei Hpa-An |
Kyauk Kalap |
im Guesthouse inklusive: der "Schminktisch" mit Materialien für die Holzgesichtspaste |
Kyaiktiyo |
Pilger und Lastenträgerinenn bei Kyaiktiyo |
deutscher Plasterhersteller finanziert Straßenschilder |
Fluss bei Bago |
Yangon: Aussicht von unserem guesthouse. Vorne sind die Straßen erstaunlich sauber, hinten... |
Shwedagon Pagoda in Yangon |
In den Bergen von Kyaitiyo |