Montag, 18. Januar 2016

ပြည်ထောင်စု သမ္မတ မြန်မာနိုင်ငံတော်‌ (Myanmar/Burma) -im Land in der Zwischenzeit-


Wir fahren über die Landesgrenze, die Grenzprozeduren sind einfach, die Grenze erst seit 2 Jahren für Reisende geöffnet. In Myawaddy fallen gleich die vielen rotmundigen Betelnusskauenden Männer in ihren Longyis (eine Art Sarong) auf. Um weiter ins Landesinnere zu kommen, müssen wir die Berge überqueren. Zu unserem Glück ist seit zwei Monaten eine neue Straße fertig gestellt worden, auf der jetzt alle LKWs und Autos fahren, sodass wir die alte, schmale Bergstraße (vorher als der absolute Horror von Radreisenden beschreiben) fast ganz alleine für uns haben.

Wir kommen an einem Bergdorf vorbei. Ein pinker Kasten mit bunten Girlanden und LED's geschmückt, steht aufgebahrt an der Straße. Ein Sarg. Hier findet gerade eine Beerdigung statt und wir werden mit wilden Handbewegungen zum Essen eingeladen: Reis, Suppe, geröstete Nüsse, Tee, Bambussprossen werden aufgetischt. Geben dürfen wir nichts. Die Frauen machen sich ihre Betelpäckchen fertig. Betelblätter werden mit einer Art Kalksteinmasse bestrichen, darauf kommen Betelnusscheiben und diverse Aromen/Gewürze/ weitere Geschmacksstoffe. Überall in Myanmar werden wir noch „Betelbars“ am Straßenrand sehen, in denen die Päckchen vermischt werden.

Wenige Kilometer später, auf der Bergkuppe feiern wir 20'000km Radfahren durch Europa, Ozeanien, Asien.

Die Berge wieder runter kommen wir in der Kleinstadt Kawkareik an. Wir sind im Kayinstate, aber schon hier in dieser Kleinstadt sehen wir Hindutempel, chinesische und burmesische Buddhistische Tempel, Kirchen und Moscheen, und Menschen der vielen verschiedenen ethnischen Gruppen Myanmars. Strom gibt es nur von 18-21 Uhr.

Abends auf einem kleines Stadtfest (es ist der Vorabend des Kayin/Karen new Year), es gibt Popmusik, Snacks und Glücksspiel. Eine junge Frau spricht uns an, lädt und für den Abend zu sich nach Hause ein (Ausländer zum Übernachten einladen ist den Einheimischen immer noch verboten). Sie möchte gerne ihr Englisch verbessern und quatscht deswegen regelmäßig westlich aussehende Menschen an. Auf dem Weg zu ihrem Haus eine Gruppe junger hübscher Männer vor uns: „they are gay!“ flüstert sie uns zu. Wir verbringen einen netten Abend in ihrem Haus und lassen uns z.B. zeigen wie die Einheimischen aus einem Stück Holz und Wasser auf einem Mahlstein die tägliche Paste herstellen, mit denen das Gesicht vor der Sonne geschützt wird.

Der nächste Tag, Frühstück. Das Paradies ist ein Linsencurry mit burmesischen Naan. Was haben wir die letzten Monate Hülsenfrüchte vermisst! (Kidneybohnen gibt es im Rest Südostasiens nur in Zuckersirup als Dessert z.B. als Topping auf Eiscreme).

Es geht Richtung Hpa-An. Die Straße ist alles andere als glatt. Die Männer und Frauen, die die Straße bauen tragen Steine in Körben auf die Straße, erhitzen mittels Feuer Teerfässer am Straßenrand und gießen den Teer über die Steine. Manchmal gibt es auch eine Walze. Das meiste ist harte Handarbeit.

An einem Militärcheckpoint werden langwierig unsere Pässe kontrolliert. Die Militärpräsenz ist stark. Wagen um Wagen von jungen Männern mit Gewehren im Anschlag.

Hpa-An ist von wunderschönen Felsen umgeben, auf denen unter anderem beeindruckende Pagoden gebaut sind. Abends in einer Unterkunft quatschen uns junge Männer an. Sie erzählen recht freimütig davon, wie sehr sie die aktuelle Regierung verabscheuen und dass sie hoffen, nach Thailand gehen zu können. Auf ihren facebookprofilen Fotos zu Organhandelskandalen in Mandalay und Selfies. Dann die Frage: „Are you Christian? Don't worry, we have nothing against Christians. But we hate Muslims. We really hate them.“ Why? „Because they make trouble and they hate us Buddhists.“

Kyaitiyo, der goldene Felsen. Eine der wichtigsten Pilgerstätten der burmesischen Buddhisten. Auf einem hohen Berg ein gold angemalter Felsblock mit kleiner Pagoda, der auf einem anderen Felsbrocken liegt, obwohl es so aussieht dass er eigentlich herunterfallen sollte. Sie hat vor, mit dem Rad die steile Bergstraße hochzufahren und wird recht rabiat von der Polizei auf halber Strecke von der Straße geholt. Radfahren ist hier verboten. Sie wird dann auf einen LKW mit Pilgern verfrachtet und dann wird auch klar warum das nicht erlaubt ist. Die Straße wird dann doch sehr schmal und steil und die LKW's fahren mit einem Affenzahn rauf und runter um genügend Schwung für die Steigungen zu haben. Auf dem Gipfel ist eine kleine kommerzielle Touristenstadt um den Felsen entstanden. Es sei angemerkt: „foreign women“ zahlen den gleichen Eintritt wie die „foreign Men“, obwohl ihnen der tatsächliche Zugang zum Felsen verwehrt ist. (Das gilt im Übrigen für viele buddhistische Heiligtümer).

Der nächste Morgen auf der Straße. Wir fragen nach einem Teashop und werden prompt von einem jungem Offizier zum Frühstück eingeladen. Seit 10 Jahren ist er bei der Armee, die primär in Sachen Bürgerkrieg involviert ist: „You know, we are fighting against our brothers and sisters.“

Myanmar, ein Land in einer Zwischenzeit. Nach Jahren der Militärherrschaft, der offiziellen Beendigung dieser 2011, der bisherigen trotzdem noch vom Militär dominierten Regierung, hat die National Democratic League die Wahlen im November 2015 gewonnen. Zum tatsächlichen Regierungswechsel soll es erst langsam Anfang diesen Jahres kommen. Schon jetzt ist in den Gesprächen eine größere Offenheit der Menschen spürbar, als wir erwartet hätten.

Yangon, die größte Stadt des Landes. Wie immer ist es super nervig in diese Riesenstädte (5 Mio.) rein und wieder raus zu fahren. Noch in Thailand hat uns die Nachricht ereilt, dass die Grenze von Myanmar nach Indien aktuell wieder geschlossen sei und Reisende deswegen keinen Antrag auf eine extra Ausreisegenehmigung über diese Grenze stellen dürfen. In Yangon angekommen fahren wir direkt zu einer Reiseagentur um die neusten Informationen zu bekommen und können es kaum glauben, als uns mitgeteilt wird, dass die Grenze wieder geöffnet sei. Wir stellen also den Antrag auf unsere Ausreisegenehmigung nach Indien, bleiben eine Nacht, schauen uns die berühmte Shwedagon Pagode von außen an und machen uns auf Richtung Norden des Landes.


noch vor 3 Monaten hätten wir diese Straße
mit LKW's teilen müssen


beim Straßenbau

Landschaft um Hpa-An

Kyauk Kalap Kloster bei Hpa-An

Kyauk Kalap

im Guesthouse inklusive: der "Schminktisch" mit Materialien für
die Holzgesichtspaste


Kyaiktiyo

Pilger und Lastenträgerinenn bei Kyaiktiyo

deutscher Plasterhersteller finanziert Straßenschilder

Fluss bei Bago


Yangon: Aussicht von unserem guesthouse.
Vorne sind die Straßen erstaunlich sauber, hinten...

Shwedagon Pagoda in Yangon
In den Bergen von Kyaitiyo


Freitag, 8. Januar 2016

ประเทศไทย (Thailand), der Norden


Thailand again. Diesmal der Norden, durch die Berge der Chiang Rai Provinz, an heißen Quellen (boil your egg in here!) und wieder vielen Wasserfällen vorbei nach Chiang Mai. Nachts an einem Tempel, die Isomatte ist schon ausgelegt, ein alter Mönch im Rollstuhl zieht sein Tablet aus der Tasche, macht die Thai-Englisch Sprachapp auf und los geht’s mit der Konversation.

In Chiang Mai bleiben wir dann mal wieder länger hängen als geplant. Feiern Silvester mit einer Neuseeländisch-Amerikanisch und Niederländisch- Dänischen Fahrradcombo, schlafen und essen viel, lassen die Räder general-überholen. Wenn wir in Thailand in einen Radladen gehen, wird das dann oft ein mehrstündiger Aufenthalt, meistens gibt’s dann auch Kaffee und jede Menge anderer Radler, Radtüftelei und Geschichten. Oder wir gehen zu Nomad Coffee, ein Thaitourenradler, der von seinem Rad aus Kaffee verkauft, um sich die nächsten großen Touren zu finanzieren.

In Thailand ist es schon sehr angenehm zu reisen, selbst die Nebenstraßen sind glatt asphaltiert, auf großen Straßen gibt es breite Seitenstreifen. Es gibt günstige Übernachtungsmöglichkeiten, das Essen hat wieder vernünftige Preise, neben lokalen Märkten gibt es auch Supermärkte, Bushaltestellen und Restareas zum Ausruhen, und auch an vielen Polizeistellen gibt es sogar kostenlosen Kaffee. Fast überall kann mensch einfach campen. Alles easy, alles convenient, alles funktioniert. In Nordthailand versinken x Touristen und Langzeittouristen der westlichen Welt in ihrer eigenen kleinen Welt aus Yoga, gesunder Ernährung und Fitness und sonstigen Projekten, die der persönlichen Weiterentwicklung dienen. Thailand ist auch das Land in Südostasien, wo die locals zutätowiert sind, Menschen einen individuellen Kleidungsstil zeigen und es sogar Frauen mit Kurzhaarschnitten und Männer mit langen Haaren gibt... 

Da kann man fast vergessen, dass Thailand aktuell noch immer von einer Militärjunta regiert wird. Die Militärpräsenz ist sehr hoch, aber scheinbar freundlich, zumindest zu den Einheimischen und Farangs (Weißen), den kambodschanischen und burmesischen Arbeitsmigranten soll es da durchaus anders ergehen. An einem Abend unterhalten wir uns mit Freunden eines Gastgebers über ihre Militärzeit, 2 Jahre für die Männer, inklusive erniedrigender Behandlungen. „From Germany you are? We use your guns in the Army, AK 36!“ Die passenden Handyfotos werden gleich dazu gezeigt.

Freitag abend gibt es Fernsehansprachen des Ministerpräsidenten. Wie ein Vater spricht er zu seinen Kindern, im Detail wird erklärt, wie sich Bauernkooperativen registrieren können, um staatliche Förderung zu erhalten. Dass alle Wasser sparen sollen, um die Auswirkungen der trockenen Regenzeit zu überbrücken (El Nino). Jungen Menschen wird empfohlen, dass sie nicht alle nach Bangkok gehen sollen, sondern in ihren Heimatregionen studieren und vor Ort bei der Weiterentwicklung ihrer Region mithelfen sollen. Und dass die Menschen doch bitte aufhören sollen, die aktuelle Regierung als undemokratisch zu kritisieren.

Und natürlich das Königshaus. Noch nie haben wir so eine eindrückliche und emotionale Verehrung von König und Königin erlebt wie hier. Zum Geburtstag gibt es jeweils Bike for Dad oder Bike for Mom, wo tausende Thais sich zu Ehren des Königshauses auf Rad begeben.

In Mae Sot, der Grenzstadt zu Myanmar wollen wir uns noch einmal ein Gasthaus suchen, als uns ein vollbepackter Tourenradler entgegen kommt und stoppt. Stellt sich heraus, dass er in der Stadt wohnt und jeden Tag vollbepackt Rad fährt, zum trainieren. Alles ist in den Taschen, dass er jeden Augenblick zur nächsten Radtour aufbrechen kann. Wir werden gleich eingeladen, dürfen 2 Tage bleiben, Essen wird besorgt und es gibt Reisetipps zu Myanmar. Mal wieder beeindruckende Gastfreundschaft. Und Mae Sot ist eine sehr interessante Stadt, ganz andere Atmosphäre, Thai-Burmesisch-Indisch. Um letzteres noch intensiver entdecken zu können, machen wir uns jetzt mal auf nach Myanmar.


burn that ricefield

in einem Tempel on the way

es kam tatsächlich kochend heißes Wasser aus dem Boden

"Grand Canyon" Chiang Mai



Frühstück nach Markteinkauf

auf einem kleinen Festival in Chiang Mai


alles echt


Wat Sri Suphan in Chiang Mai

zum Kaffee bei locals eingeladen

auf dem Weg nach Mae Sot




in Mae Sot mit unserem Host

letzter Abend in Thailand, die Berge sind schon Myanmar