Myanmar ist auch christlich und muslimisch, aber dominant ist der
Buddhismus. Anders als Thailand mit seinen pompösen Tempeln gibt es
hier in fast jedem kleinen Dorf eine Pagode, vorzugsweise golden
angemalt. Davor oft laute Musik, Menschen murmeln Gebete oder
Rezitationen in übersteuerte Mikrophone und davor wird Geld von den
Passanten gesammelt, um einen neue Pagode zu bauen oder die alte zu
vergolden, oder was auch immer. Schulen scheint es dagegen nicht so
viele zu geben. Obwohl wir sehr darauf achten, nicht von Kindern zu
kaufen, sind die meisten Straßencafes und Läden Familienbetriebe,
in denen auch die jüngeren zu Zeiten mithelfen, in denen sie nach
unserer Denke eigentlich in der Schule sein sollten.
Wir sind eine Attraktion, besonders er, der Mann mit dem Shwe-Bart
(goldenen Bart). Wenn wir kurz halten, um in einem Dorf auf dem Markt
etwas zu essen einzukaufen, ist er schnell von den ganzen Jungs und
Männern mit den roten Betelnusslippen umringt. Meistens sind das
sehr nette Begegnungen. In einer Stadt allerdings wird sofort die
Polizei auf uns aufmerksam, die Grenze zwischen Hilfsbereitschaft und
Kontrolle ist dann doch manchmal sehr fein: „Where do you go, can I
help you?“ „Oh we just want to have a break and buy some food on
the market“. „You can buy food in restaurant on the main road“
„No, we want to buy some fruit and vegetables on the market“ (sie
zeigt ins Dorfinnere). Er: „There is no market“ Sie: „But I see
the fruits stands there“, Er: „Ok what do you want to buy“. Wir
bekommen jeweils einen Polizisten zur Seite gestellt die uns
körperlich doch sehr eng folgen, uns nicht mit den locals sprechen
lassen, sondern quasi alles für uns an den Ständen bestellen. Sehr
unangenehm. Aus irgendeinen Grund möchte man uns nicht in
Dorfinnere, zum Hauptmarkt lassen. Als wir auf der Hauptstraße
wieder heraus fahren, sehen wir an jeder kleinen Seitenstraße einen
Polizisten stationiert, der in sein Funkgerät spricht, sobald wir
weiter gefahren sind. Schon vorher ist uns ein Polizist in Zivil auf
seinem Moped kurz gefolgt uns hat uns ausgefragt. Als wir später
dann endlich in Ruhe eine Pause auf dem Feld machen sehen wir mehrere
Polizeiautos, die ein paar dunkle Limousinen eskortieren. Vielleicht
war das der Grund für die Nervosität der Polizei? Zumindest ist uns
das nur einmal passiert.
Noch dürfen in Myanmar Touristen nicht campen sondern eigentlich nur
in lizensierten Gasthäusern übernachten. Diese sind in der
niedrigsten Preisklasse bisher das allereinfachste was wir bisher an
Gasthäusern erlebt haben, und das immer noch meistens zu einem
Preis, für dem man in Thailand in einer kleinen Luxussuite
übernachten könnte. Da außerdem von diesen Gasthäusern immer noch
viel Geld ans Militär zu gehen scheint und Gasthäuser auch nicht
immer in Reichweite für Radetappen zu finden sind, versuchen wie
diese Art der Unterbringung so weit es geht zu vermeiden. Meistens
campen wir wild. Das ist zuerst gar nicht so einfach, weil wir um
nicht entdeckt zu werden, erst bei Anbruch der Dunkelheit auf
Zeltplatzsuche gehen, dann fix das Zelt aufbauen und dann
mucksmäuschenstill sind und kein Licht mehr nutzen. Oft haben wir
Angst entdeckt zu werden, nach zahlreichen Stories anderer Radfahrer
wie sie mitten in der Nacht von der Polizei aufgefordert wurden ihren
Zeltplatz zu räumen. Aber wir haben Glück, durch die Vollmondnächte
finden wir oft gute Spots und werden kein einziges Mal gefunden.
Das gelingt uns insbesondere gut, als wir am Irrawaddy entlang fahren
und langsam in die „Dry Zone“ von Myanmar kommen, einem
wüstenähnlichen Gebiet, mit ganz besonderem Licht, Staub und
Sandlandschaft. Die Dörfer werden weniger und ärmer, mit
Ochsenkarren werden Palmblätter zum Abdichten der Häuser
transportiert. Getreideähren werden auf der Straße ausgelegt, die
Trucks fahren drüber, die Frauen fegen das so gedroschene Korn von
der Straße in ihre Körbe. Gewusst wie.
Manchmal fragen wir auch in Tempeln an, ob wir eine Nacht bleiben
dürfen. (Wir hinterlassen dann immer eine kleine Spende). Manchmal
werden wir abgelehnt, oft dürfen wir bleiben. Bei einem alten Mönch,
mit dem wir uns mühsam den Abend lang unterhalten, in einem
Dorfgemeinschaftshaustempel, einmal in einem luxuriösen Tempel auf
einer Bergkuppe. Oft werden wir dann sogar noch zum Abendessen oder
Frühstück eingeladen. Dann stellt sich immer „Problem“ mit dem
Waschen. Ans Waschen im Mandi sind wir gewöhnt. In ganz Südostasien
haben wir uns auf geschlossenen Toiletten mit Wasserbecken mit einer
Schöpfkelle kaltes Wasser übergekippt. Hier gibt es allerdings
meistens nur einen öffentlichen Dorfbrunnen, an denen sich alle
waschen, während sie mit einem Longyis, einem rund gewebten Stück
Stoff bekleidet sind. Er zieht einfach eine kurze Hose an und wäscht
sich am Brunnen, nur Sie hat eben keinen Longyi oder vergleichbares.
Natürlich ziehen wir außerdem noch jede Menge Zuschauer an, die
neugierig auf uns sind, während uns das eher peinlich ist, beim Waschen so beobachtet zu werden. Mit langem Hemd und Hose wird das dann oft eher
eine Katzenwäsche, bis Sie irgendwann einen Longyi am Straßenrand
findet. Auch dann ist das Duschen eine Kunst, die gelernt sein will,
denn der Longyi wird nass und schwer und sollte dann schon so
geknotet sein, dass er nicht anfängt zu rutschen. Dann ist der
Waschgang fertig und der zweite trockene Longyi zum Reinschlüpfen
fehlt. Es ist aber auch kompliziert: kleine
Microfaserreisehandtücher, was hat sich die Outdoorindustrie nur
dabei gedacht...
Mitten in der Dry Zone steht dann Mount Popa, ein alter Vulkan, grün
und bewachsen und davor ein hoher Felsen mit Tempel und Stupa
bestückt. Wir schieben unsere Räder den steilen Berg hinauf, ein
Mönch schiebt das Rad mit an. Dann ziehen wir unsere Schuhe aus um
die letzten 777 Stufen auf den Felsen zu gehen und uns den (darf man
das kritisch sagen) religiösen Kommerz anzuschauen, die Geldscheine
kann mensch direkt an Buddha kleben. Trotzdem beeindruckend.
Von Mount Popa aus geht’s abwärts und wieder beginnt die
Wüstenlandschaft. Dann sehen wir einen Truck voller Kinder. Kinder
an der Straße. Viele Kinder. Ohne Dorf in der Nähe. Sie begrüßen
uns freudig, klatschen ab. Immer mehr Kinder alle 50 m, teilweise 2-
jährige dabei, behinderte Kinder, keine sichtbaren Eltern in der
Nähe. Dann beginnt eines der Kinder zu rufen: Money, Money! Und uns
wird klar, dass hier Kinder organisiert mit dem LKW angekarrt werden,
mitten ins Nichts, um zu betteln. 15 km lang fahren wir die
Wüstenstraße entlang, an beiden Straßenrändern stehen alle 50m
Kinder, alte Menschen, junge Erwachsene: alle sind höflich, alle
warten auf einen Schein, der aus den fahrenden Autos geworfen wird.
Wahrscheinlich von den Pilgern, die auf den Weg zu Mount Popa sind.
Nur 50 km sind es bis nach Bagan, der beeindruckenden alten
Tempelstadt, die wie verlassen zwischen Palmen in der Dry Zone steht.
Frühmorgens kommen wir mit unseren Rädern an, sehen die vielen
kleinen wunderschönen Tempelgruppen, Stupen und größeren Bauten
bei Sonnenaufgang samt der Heißluftballons, die zu diesem Zeitpunkt
über Bagan schweben. Einen Tag lang radeln/schieben wir auf kleinen
Wegen uns durch das riesige Areal, kochen uns Frühstück abseits der
populären großen Tempel mit den dazugehörigen, nachvollziehbaren aber nervigen
Verkaufsabsichten und checken abends dann doch mal wieder in einem
Gasthaus ein.
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in fast jedem Ort zu sehen |
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burmesische Buddhafiguren sind meistens weiß, mit roten
Lippen und schwarzen Brauen, Halsfalten nicht zu vergessen,
eine Brille hat nur dieser |
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Korn dreschen |
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alte Alleen |
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er wollte nur Tomaten kaufen |
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bei Mount Popa |
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durch die Dry Zone |
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gut, dass wir mit GPS fahren |
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Morgens in Bagan |
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durch Bagan mit dem Rad |
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Bagan |
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Bagan |