Montag, 8. Februar 2016

ပြည်ထောင်စု သမ္မတ မြန်မာနိုင်ငံတော်‌ (Myanmar/Burma) - Land aus Gold und Staub-


Myanmar ist auch christlich und muslimisch, aber dominant ist der Buddhismus. Anders als Thailand mit seinen pompösen Tempeln gibt es hier in fast jedem kleinen Dorf eine Pagode, vorzugsweise golden angemalt. Davor oft laute Musik, Menschen murmeln Gebete oder Rezitationen in übersteuerte Mikrophone und davor wird Geld von den Passanten gesammelt, um einen neue Pagode zu bauen oder die alte zu vergolden, oder was auch immer. Schulen scheint es dagegen nicht so viele zu geben. Obwohl wir sehr darauf achten, nicht von Kindern zu kaufen, sind die meisten Straßencafes und Läden Familienbetriebe, in denen auch die jüngeren zu Zeiten mithelfen, in denen sie nach unserer Denke eigentlich in der Schule sein sollten.

Wir sind eine Attraktion, besonders er, der Mann mit dem Shwe-Bart (goldenen Bart). Wenn wir kurz halten, um in einem Dorf auf dem Markt etwas zu essen einzukaufen, ist er schnell von den ganzen Jungs und Männern mit den roten Betelnusslippen umringt. Meistens sind das sehr nette Begegnungen. In einer Stadt allerdings wird sofort die Polizei auf uns aufmerksam, die Grenze zwischen Hilfsbereitschaft und Kontrolle ist dann doch manchmal sehr fein: „Where do you go, can I help you?“ „Oh we just want to have a break and buy some food on the market“. „You can buy food in restaurant on the main road“ „No, we want to buy some fruit and vegetables on the market“ (sie zeigt ins Dorfinnere). Er: „There is no market“ Sie: „But I see the fruits stands there“, Er: „Ok what do you want to buy“. Wir bekommen jeweils einen Polizisten zur Seite gestellt die uns körperlich doch sehr eng folgen, uns nicht mit den locals sprechen lassen, sondern quasi alles für uns an den Ständen bestellen. Sehr unangenehm. Aus irgendeinen Grund möchte man uns nicht in Dorfinnere, zum Hauptmarkt lassen. Als wir auf der Hauptstraße wieder heraus fahren, sehen wir an jeder kleinen Seitenstraße einen Polizisten stationiert, der in sein Funkgerät spricht, sobald wir weiter gefahren sind. Schon vorher ist uns ein Polizist in Zivil auf seinem Moped kurz gefolgt uns hat uns ausgefragt. Als wir später dann endlich in Ruhe eine Pause auf dem Feld machen sehen wir mehrere Polizeiautos, die ein paar dunkle Limousinen eskortieren. Vielleicht war das der Grund für die Nervosität der Polizei? Zumindest ist uns das nur einmal passiert.

Noch dürfen in Myanmar Touristen nicht campen sondern eigentlich nur in lizensierten Gasthäusern übernachten. Diese sind in der niedrigsten Preisklasse bisher das allereinfachste was wir bisher an Gasthäusern erlebt haben, und das immer noch meistens zu einem Preis, für dem man in Thailand in einer kleinen Luxussuite übernachten könnte. Da außerdem von diesen Gasthäusern immer noch viel Geld ans Militär zu gehen scheint und Gasthäuser auch nicht immer in Reichweite für Radetappen zu finden sind, versuchen wie diese Art der Unterbringung so weit es geht zu vermeiden. Meistens campen wir wild. Das ist zuerst gar nicht so einfach, weil wir um nicht entdeckt zu werden, erst bei Anbruch der Dunkelheit auf Zeltplatzsuche gehen, dann fix das Zelt aufbauen und dann mucksmäuschenstill sind und kein Licht mehr nutzen. Oft haben wir Angst entdeckt zu werden, nach zahlreichen Stories anderer Radfahrer wie sie mitten in der Nacht von der Polizei aufgefordert wurden ihren Zeltplatz zu räumen. Aber wir haben Glück, durch die Vollmondnächte finden wir oft gute Spots und werden kein einziges Mal gefunden.

Das gelingt uns insbesondere gut, als wir am Irrawaddy entlang fahren und langsam in die „Dry Zone“ von Myanmar kommen, einem wüstenähnlichen Gebiet, mit ganz besonderem Licht, Staub und Sandlandschaft. Die Dörfer werden weniger und ärmer, mit Ochsenkarren werden Palmblätter zum Abdichten der Häuser transportiert. Getreideähren werden auf der Straße ausgelegt, die Trucks fahren drüber, die Frauen fegen das so gedroschene Korn von der Straße in ihre Körbe. Gewusst wie.

Manchmal fragen wir auch in Tempeln an, ob wir eine Nacht bleiben dürfen. (Wir hinterlassen dann immer eine kleine Spende). Manchmal werden wir abgelehnt, oft dürfen wir bleiben. Bei einem alten Mönch, mit dem wir uns mühsam den Abend lang unterhalten, in einem Dorfgemeinschaftshaustempel, einmal in einem luxuriösen Tempel auf einer Bergkuppe. Oft werden wir dann sogar noch zum Abendessen oder Frühstück eingeladen. Dann stellt sich immer „Problem“ mit dem Waschen. Ans Waschen im Mandi sind wir gewöhnt. In ganz Südostasien haben wir uns auf geschlossenen Toiletten mit Wasserbecken mit einer Schöpfkelle kaltes Wasser übergekippt. Hier gibt es allerdings meistens nur einen öffentlichen Dorfbrunnen, an denen sich alle waschen, während sie mit einem Longyis, einem rund gewebten Stück Stoff bekleidet sind. Er zieht einfach eine kurze Hose an und wäscht sich am Brunnen, nur Sie hat eben keinen Longyi oder vergleichbares. Natürlich ziehen wir außerdem noch jede Menge Zuschauer an, die neugierig auf uns sind, während uns das eher peinlich ist, beim Waschen so beobachtet zu werden. Mit langem Hemd und Hose wird das dann oft eher eine Katzenwäsche, bis Sie irgendwann einen Longyi am Straßenrand findet. Auch dann ist das Duschen eine Kunst, die gelernt sein will, denn der Longyi wird nass und schwer und sollte dann schon so geknotet sein, dass er nicht anfängt zu rutschen. Dann ist der Waschgang fertig und der zweite trockene Longyi zum Reinschlüpfen fehlt. Es ist aber auch kompliziert: kleine Microfaserreisehandtücher, was hat sich die Outdoorindustrie nur dabei gedacht...

Mitten in der Dry Zone steht dann Mount Popa, ein alter Vulkan, grün und bewachsen und davor ein hoher Felsen mit Tempel und Stupa bestückt. Wir schieben unsere Räder den steilen Berg hinauf, ein Mönch schiebt das Rad mit an. Dann ziehen wir unsere Schuhe aus um die letzten 777 Stufen auf den Felsen zu gehen und uns den (darf man das kritisch sagen) religiösen Kommerz anzuschauen, die Geldscheine kann mensch direkt an Buddha kleben. Trotzdem beeindruckend.

Von Mount Popa aus geht’s abwärts und wieder beginnt die Wüstenlandschaft. Dann sehen wir einen Truck voller Kinder. Kinder an der Straße. Viele Kinder. Ohne Dorf in der Nähe. Sie begrüßen uns freudig, klatschen ab. Immer mehr Kinder alle 50 m, teilweise 2- jährige dabei, behinderte Kinder, keine sichtbaren Eltern in der Nähe. Dann beginnt eines der Kinder zu rufen: Money, Money! Und uns wird klar, dass hier Kinder organisiert mit dem LKW angekarrt werden, mitten ins Nichts, um zu betteln. 15 km lang fahren wir die Wüstenstraße entlang, an beiden Straßenrändern stehen alle 50m Kinder, alte Menschen, junge Erwachsene: alle sind höflich, alle warten auf einen Schein, der aus den fahrenden Autos geworfen wird. Wahrscheinlich von den Pilgern, die auf den Weg zu Mount Popa sind.

Nur 50 km sind es bis nach Bagan, der beeindruckenden alten Tempelstadt, die wie verlassen zwischen Palmen in der Dry Zone steht. Frühmorgens kommen wir mit unseren Rädern an, sehen die vielen kleinen wunderschönen Tempelgruppen, Stupen und größeren Bauten bei Sonnenaufgang samt der Heißluftballons, die zu diesem Zeitpunkt über Bagan schweben. Einen Tag lang radeln/schieben wir auf kleinen Wegen uns durch das riesige Areal, kochen uns Frühstück abseits der populären großen Tempel mit den dazugehörigen, nachvollziehbaren aber nervigen Verkaufsabsichten und checken abends dann doch mal wieder in einem Gasthaus ein. 

in fast jedem Ort zu sehen

burmesische Buddhafiguren sind meistens weiß, mit roten
Lippen und schwarzen Brauen, Halsfalten nicht zu vergessen,
eine Brille hat nur dieser


Korn dreschen

alte Alleen

er wollte nur Tomaten kaufen

bei Mount Popa

durch die Dry Zone
gut, dass wir mit GPS fahren
Morgens in Bagan



durch Bagan mit dem Rad

Bagan
Bagan




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