Im Nordwesten Myanmars geht es weiter in die Berge, auf einer
eigentlich erst neu asphaltierten und schon wieder kaputten Straße.
Im Herbst 2015 hat Myanmar zerstörerische Überschwemmungen in der
Regenzeit erlitten, überbeladene LKW tragen ihr übriges zur
Straßensituation bei. Wir überqueren viele kaputte Brücken (die von jungen Frauen wieder aufgebaut werden), sehen
jetzt fast trockene Flussbetten mit riesigen Sedimentablagerungen
und viele Zeltcamps am Straßenrand in denen die Menschen leben,
deren Häuser weg geschwemmt worden sind. An diesen Zeltdörfern und
in ärmlichen Bergdörfern werden wir super nett begrüßt und die
Leute bitten uns anzuhalten um Fotos von uns mit ihren Handys zu
machen oder laden uns zum Kaffee ein, machen auch wieder Fotos und
laden diese dann direkt superschnell auf Facebook hoch. Hier gibt keine intakte Straße aber gutes Handy-Netz.
Essen: Die Burmesen arbeiten körperlich hart und dementsprechend
sind dann auch die Portionen. Ein Teller Reis mit Kichererbsen und
Ei, 2 Samosas, 2 Banenen und dazu noch Toast mit Marmelade + Tee das
stellt gerne ein Frühstück dar und ist genau die richtige Menge
Kalorien für immer hungrige Radfahrer. Auch sonst wenn wir essen
gehen, wird Reis nachgefüllt oder eines der vielen verschiedenen
kleinen Schälchen mit Gemüse. In Myanmar wird viel frittiert und
fermentiert, letzteres hilft dabei ersteres zu verdauen. Eigentlich
kann man ja fast alles fermentieren: Teeblätter, Bambus, und
sonstiges Laub gibt es meistens, mit oft absonderlichen Gerüchen und
intensiven, aber guten Geschmack.
Je weiter wir Richtung indische Grenze kommen, umso christlicher
werden die Dörfer. Manchmal in einem kleinen Dorf bis zu 10
verschiedenen Kirchen, von Katholiken über Baptisten bis hin zu
Adventisten ist alles dabei. Hier leben viele verschiedene ethnische
Gruppen mit verschiedenen Sprachen, inklusive vieler Konflikte durch
verschiedene Unabhängigkeitsbewegungen. Wir dürfen in einer Kirche
übernachten und haben jede Menge interessante Gespräche, die jetzt
besser möglich sind, weil viele Leute hier in Indien studiert haben
uns deshalb recht gut Englisch sprechen. Wir sprechen über die
Missionare die während der Kolonialzeit die verschiedenen Gruppen
missioniert haben: „They were educated and we were not, so it was
quite easy to convert us“ erzählt der Jugendpastor. Auch Thema: wie hier viele quasi illegal aber auch selbstverständlich die Grenze zu Indien
überqueren, weil auf der indischen wie Myanmar Seite Angehörige der
selben ethnischen Gruppe leben und starke Netzwerke bestehen.
Am nächsten Morgen, ein Mann radelt mehrere Kilometer mit uns,
erzählt über seine Familie: „ I have 12 children, 5 are expired,
7 are still with me.“ So viel zum Thema hohe Kindersterblichkeit.
Kurz vor der Grenze biegt er ab, auch er wird über die Waldgrenze
nach Indien arbeiten gehen.
Wir müssen das alles offiziell machen. Vor einer Woche haben wir
unser „Tamu Border Permit“ per E-Mail bekommen, ein teures Dokument, dass
uns offiziell den Grenzübertritt über diese doch eher sensible
Grenze erlaubt. Mit dem download lief allerdings mehrfach etwas schief. Andere
Reisende haben geschrieben, dass es kein Problem sei, auch keinen
Ausdruck der Permit dabei zu haben, weil alles sowieso an die Grenze gefaxt
werde. An der Grenze angekommen ist das weit gefehlt. Der
Grenzbeamte möchte gern eine Kopie des kompletten Dokuments, ein Fax
hat er anscheinen auch nicht bekommen, und wo sei überhaupt unser
Travelagent, der uns zur Grenze begleitet. Wir versuchen zu klären, Englisch ist aber leider limitiert. Das wir eine extra günstigere permit mit einem
Travelagent haben, der nur auf dem Papier existiert, trägt nicht
gerade zu unserer Entspanung bei. Ob wir das Dokument hier an der
Grenze ausdrucken können? Nein, es gibt keinen Strom. Also fahren wir
zurück in die Stadt, suchen einen Copy Shop, die ersten zwei können
keinen Ausdruck machen weil: es gibt ja keinen Strom. Ein netter local
hilft uns, einen Copyshop zu finden der mit Generator betrieben wird
und uns die nicht vollständige Dokumentdatei so hinbiegt, dass es
eine ganze Seite ausfüllt. (Internet natürlich ging auch nicht, um den
Download nochmal zu probieren.) Mit dem Ausdruck des Dokuments in der
Hand radeln wir zurück an die Grenze und bekommen tatsächlich den
Ausreisestempel in den Pass. Wir verabschieden uns nach 1700km, 22 Tagen, unzähligen schönen Begegnungen.
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nur 30 km weg vom Touristenziel Bagan |
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die Schönheit eines Heuhaufens |
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man wird ja wohl noch träumen dürfen |
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am Straßenrand |
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Paparazzi, im Hintergund Wohnhaus, kein Schuppen |
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das beste Essen was wir in ganz Myanmar hatten |
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in dem Tempel rechts durften wir tatsächlich schlafen |
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wir dürfen frühstücken, die Kinder sind schon am lernen |
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eine von x zerstörten Brücken |
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Ziel: Kindersoldaten zu ihren Familien zurück bringen |
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another morning |
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burmesischer Salat aus fermentierten Teeblättern |
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Flutschäden |
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