Montag, 8. Februar 2016

ပြည်ထောင်စု သမ္မတ မြန်မာနိုင်ငံတော်‌ (Myanmar/Burma) -Flut- und Grenzgeschichten-


Im Nordwesten Myanmars geht es weiter in die Berge, auf einer eigentlich erst neu asphaltierten und schon wieder kaputten Straße. Im Herbst 2015 hat Myanmar zerstörerische Überschwemmungen in der Regenzeit erlitten, überbeladene LKW tragen ihr übriges zur Straßensituation bei. Wir überqueren viele kaputte Brücken (die von jungen Frauen wieder aufgebaut werden), sehen jetzt fast trockene Flussbetten mit riesigen Sedimentablagerungen und viele Zeltcamps am Straßenrand in denen die Menschen leben, deren Häuser weg geschwemmt worden sind. An diesen Zeltdörfern und in ärmlichen Bergdörfern werden wir super nett begrüßt und die Leute bitten uns anzuhalten um Fotos von uns mit ihren Handys zu machen oder laden uns zum Kaffee ein, machen auch wieder Fotos und laden diese dann direkt superschnell auf Facebook hoch. Hier gibt keine intakte Straße aber gutes Handy-Netz.

Essen: Die Burmesen arbeiten körperlich hart und dementsprechend sind dann auch die Portionen. Ein Teller Reis mit Kichererbsen und Ei, 2 Samosas, 2 Banenen und dazu noch Toast mit Marmelade + Tee das stellt gerne ein Frühstück dar und ist genau die richtige Menge Kalorien für immer hungrige Radfahrer. Auch sonst wenn wir essen gehen, wird Reis nachgefüllt oder eines der vielen verschiedenen kleinen Schälchen mit Gemüse. In Myanmar wird viel frittiert und fermentiert, letzteres hilft dabei ersteres zu verdauen. Eigentlich kann man ja fast alles fermentieren: Teeblätter, Bambus, und sonstiges Laub gibt es meistens, mit oft absonderlichen Gerüchen und intensiven, aber guten Geschmack.

Je weiter wir Richtung indische Grenze kommen, umso christlicher werden die Dörfer. Manchmal in einem kleinen Dorf bis zu 10 verschiedenen Kirchen, von Katholiken über Baptisten bis hin zu Adventisten ist alles dabei. Hier leben viele verschiedene ethnische Gruppen mit verschiedenen Sprachen, inklusive vieler Konflikte durch verschiedene Unabhängigkeitsbewegungen. Wir dürfen in einer Kirche übernachten und haben jede Menge interessante Gespräche, die jetzt besser möglich sind, weil viele Leute hier in Indien studiert haben uns deshalb recht gut Englisch sprechen. Wir sprechen über die Missionare die während der Kolonialzeit die verschiedenen Gruppen missioniert haben: „They were educated and we were not, so it was quite easy to convert us“ erzählt der Jugendpastor. Auch Thema: wie hier viele quasi illegal aber auch selbstverständlich die Grenze zu Indien überqueren, weil auf der indischen wie Myanmar Seite Angehörige der selben ethnischen Gruppe leben und starke Netzwerke bestehen.

Am nächsten Morgen, ein Mann radelt mehrere Kilometer mit uns, erzählt über seine Familie: „ I have 12 children, 5 are expired, 7 are still with me.“ So viel zum Thema hohe Kindersterblichkeit.
Kurz vor der Grenze biegt er ab, auch er wird über die Waldgrenze nach Indien arbeiten gehen.
Wir müssen das alles offiziell machen. Vor einer Woche haben wir unser „Tamu Border Permit“ per E-Mail bekommen, ein teures Dokument, dass uns offiziell den Grenzübertritt über diese doch eher sensible Grenze erlaubt. Mit dem download lief allerdings mehrfach etwas schief. Andere Reisende haben geschrieben, dass es kein Problem sei, auch keinen Ausdruck der Permit dabei zu haben, weil alles sowieso an die Grenze gefaxt werde. An der Grenze angekommen ist das weit gefehlt. Der Grenzbeamte möchte gern eine Kopie des kompletten Dokuments, ein Fax hat er anscheinen auch nicht bekommen, und wo sei überhaupt unser Travelagent, der uns zur Grenze begleitet. Wir versuchen zu klären, Englisch ist aber leider limitiert. Das wir eine extra günstigere permit mit einem Travelagent haben, der nur auf dem Papier existiert, trägt nicht gerade zu unserer Entspanung bei. Ob wir das Dokument hier an der Grenze ausdrucken können? Nein, es gibt keinen Strom. Also fahren wir zurück in die Stadt, suchen einen Copy Shop, die ersten zwei können keinen Ausdruck machen weil: es gibt ja keinen Strom. Ein netter local hilft uns, einen Copyshop zu finden der mit Generator betrieben wird und uns die nicht vollständige Dokumentdatei so hinbiegt, dass es eine ganze Seite ausfüllt. (Internet natürlich ging auch nicht, um den Download nochmal zu probieren.) Mit dem Ausdruck des Dokuments in der Hand radeln wir zurück an die Grenze und bekommen tatsächlich den Ausreisestempel in den Pass. Wir verabschieden uns nach 1700km, 22 Tagen, unzähligen schönen Begegnungen.

nur 30 km weg vom Touristenziel Bagan



die Schönheit eines Heuhaufens

man wird ja wohl noch träumen dürfen

am Straßenrand


Paparazzi, im Hintergund Wohnhaus, kein Schuppen

das beste Essen was wir in ganz Myanmar hatten


in dem Tempel rechts durften wir tatsächlich schlafen

wir dürfen frühstücken, die Kinder sind schon am lernen

eine von x zerstörten Brücken

Ziel: Kindersoldaten zu ihren Familien zurück bringen

another morning

burmesischer Salat aus fermentierten Teeblättern


Flutschäden


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