Dienstag, 24. Mai 2016

България (Bulgarien) & Srbija & Magyarország-

Wir wollten dann mal nach Deutschland zurückfahren.
Grenze Türkei- Bulgarien. Alle Autos fahren durch eine Desinfektionsschleuse. Wer rein will, muss anscheinend sauber sein. Wir fahren dran vorbei.

Europa hat uns wieder. Dieses wundervoll- schreckliche Konglomerat aus imperialistischen deutschen Supermärkten, (die wir schändlicherweise stürmen um vermisste Lebensmittel zu erhaschen, die hier selbstverständlich um einiges teurer sind als in Deutschland...), Radwegen, grandiosen Bäckereien, die immer leicht ins sauertöpfisch reichenden Alltagsmienen der Menschen, sexistischer Werbung, Bioläden, zwischenmenschlicher Kühlheit oder der Angst aufdringlich zu sein.
(Wie meinte ein türkischer Freund von uns: "I like the coolness of European people, they just leave you alone and don't bother you all the time with social interaction."So kann mensch es auch sehen...)

Beruflich und medial war unser Bulgarienbild doch auch eher vom Armutsdiskurs geprägt, Hochhäuser im grauen November gefilmt mit trauriger Musik sehen halt überall auf der Welt nicht fröhlich aus. Aber wir haben kaum Hochhäuser gesehen. Sondern viele nette Dörfer und Städte mit Eigenheimen (Bulgarien hat eine der höchsten Hauseigentümerraten der Welt), intakten Altstädten, super asphaltierte Straßen, Parks, not forgetting das drittschnellste Internet der Welt. Wunderschöne Landschaften. Selbst die Verkäuferinnen in der Bäckerei sprechen Englisch. 
In Sofia nehmen wir an einer BalkanBitesTour teil und testen zum Beispiel Weißkäseburger einer neuen kleinen bulgarischen Fastfoodkette die mit regionalen Bauernkooperativen zusammen arbeitet, oder Essen einer jungen Bäckerei, die ihr eigenes Getreide anbaut. 

Diskussion mit unseren Gastgebern und deren Freunden: Über ein Drittel der Bevölkerung habe das Land verlassen, der Braindrain ist dramatisch. "Bulgarians are extremely pessimistic... mein Vater sagt mir immer, geh, verlasse das Land bevor es zu spät ist, hier gibt es keine Hoffnung und ich sage immer, nö ich mag Sofia und habe übrigens einen coolen Job bei einer Internetfirma." Vertrauenskrise in Politik, Medien, die eigenen Leute wiegt vielleicht schwerer als die eigentlichen wirtschaftlichen Probleme?

Schön, auch mal die Perspektive von Menschen zu hören, die sich entschieden haben zu "bleiben", Start-Ups gründen, ihr eigenes Ding machen und versuchen, für sich eine positivere Lebenswelt zu kreieren. 

Auch in Serbien sind wir total positiv überrascht, im Sinne von wie "entwickelt" (auch so eine fragwürdige Kategorie) alles aussieht. Wir genießen Belgrad, übernachten in Novi Sad bei einem Mann der seinen Job verloren hat und seitdem jedes Jahr ein bisschen mehr um die Welt radelt in Kombination mit Schiedsrichtertätigkeiten bei diversen Sportevents, und essen wieder zu viel köstlichen Burek. 

Grenze Serbien- Ungarn. Grenze des Schengenraums. Da isser, der nagelneue Stacheldrahtzaun und ein massives, irgendwie surreal wirkendes Eisentor. Wir stellen die böse These auf, Mitteleuropa erkenne man unter anderem daran, dass alle Wildblumen zwischen Feld und Straßenrand Unkrautvernichtern zum Opfer gefallen sind. 

Wir radeln recht fix zum Balaton, denn Sie kommt zwar aus dem Osten, war in der Kindheit aber nie am Balaton im Urlaub und war deswegen in der Grundschule neidisch auf die "Anderen", hat aber trotzdem fleißig ein ungarisches Kinderlied auswendig gelernt, um sich diesen biografischen Makel nicht anmerken zu lassen. Das Lied kann sie immer noch auswendig, der Balaton wurde jetzt endlich gesehen, war aber bei Regen eher ernüchternd, dafür gabs natürlich Langos.

Noch zwei Wochen bis zum vorläufigem Ziel.

die fahren wir jetzt mal lang

überall Storchennester

der schönste Friedhof dieser Reise in Bulgarien

in der Altstadt von Plovdiv

in Sofia auf der original Via Diagonalis

Serbien, auf dem Weg nach Niš

wenns nicht geregnet hat, sah Bulgarien und Serbien grundlegend so aus

an den Donauauen

wir campen nur noch wild, inklusive morgens von Schafherde geweckt werden...