1
In Radfahrerkreisen
wird vor Jakarta gewarnt. Eine Riesenstadt (Schätzungen gehen bis 20
Mio.) mit verstopfen Straßen und keinem funktionierenden
öffentlichen Transportsystem. Wir fahren trotzdem rein, weil von
dort aus unsere Fähre Richtung Singapur geht. Schon kilometerweit
vor den Stadtgrenzen stehen wir mit den Rädern mehr als eine halbe
Stunde im Stau. Nichts geht mehr.
Trotzdem: Wenn man
sich in dem Chaos zurecht gefunden hat und das Gefühl aufkommt, sich
mit den Rädern im Flow der Stadt zu befinden, macht die Sache sogar
etwa Spaß.
Die erste Stadt mit
richtigen Wolkenkratzern und unvermeidbaren Shoppingmalls. Und einer
Streetfoodszene, bei der man abends ganz gemütlcih auf Brücken
sitzend gegrillte Maiskolben essen kann (süß-salzig-scharf).
Jakarta liegt am Meer, die lokale Bevölkerung hat aber nur Zutritt
zum Wasser gegen Bezahlung.
Wir übernachten bei
einer Familie, die zur chinesischstämmigen Minderheit Indonesiens
gehört. Auch der lokale Betawi-Dialekt in Jakarta ist unter anderem
von chinesischen Dialekten beeinflusst. Wir radeln durch schickere
Wohnviertel in Jakarta, deren Straßen aber oft durch hohe Metalltore
versperrt sind. Als wir unseren Gastgeber nach den Gründen fragen,
erzählt er uns von den 1998 Riots, als er von der Schule nach Hause fahren wollte und er über der ganzen Stadt Brände sah. 1998 gab es durch ökonomische
Probleme verursachte gewaltvolle Ausschreitungen, die sich unter
anderem gegen die chinesische Minderheit Minderheit richteten. Häuser
und Geschäfte wurden niedergebrannt, Frauen vergewaltigt. Eine
gerichtliche Aufarbeitung steht immer noch aus. Seitdem sind die
Wohnviertel der chinesischem Indonesier besser geschützt.
2
Unsere
Fährticket-Odysee hat ein Ende. Wir planen mit der staatlichen
Fährgesellschaft bis Batam, einer kleinen indonesischen Insel vor
Singapur, zu fahren. Schon Wochen vorher haben wir versucht ein
Ticket zu bekommen. Die Homepage hat nicht funktioniert, niemand ging
ans Telefon, auf E-Mails gab es keine Antwort. Diverse Reisebüros
die wir aufgesucht haben, hatten alle aktuell keinen Zugang zum
Buchungsystem der Fährgesellschaft. Im Hauptstadtbüro kaufen wir
uns dann direkt ein Ticket und sind froh, dass auf der Fähre noch
Plätze frei sind, da die Fähre nur einmal pro Woche geht.
Die Überfahrt ist
dann sogar super entspannt. Für gesamt ca. 45€ in der
Economy-Klasse (wir sind wieder die einzigen Weißen) tuckern wir 28
Stunden übers Meer, in einem großen Schlafsaal mit Matratzen, und 3
Mal Essen pro Tag. Jede Menge Zeit zum Schlafen, Fotos sortieren,
Tagebuch schreiben, lesen. Von Batam aus geht es dann für fast
denselben Preis nur 45 Min mit einer singaporianischen
Fährgesellschaft nach Singapur.
3
Nach 6 Wochen und 1663km verlassen wir Indonesien. Wir haben unglaublich viele Menschen kennen gelernt, bei älteren und jüngeren muslimischen Paaren übernachtet, bei Katholiken, muslimisch-katholischen Familien, Deutschen, Gemeinschaften, dem Roten Kreuz, einem jungen Schüler, in Moscheen, Polizeistationen, Fußballfeldern, an Tankstellen und in günstigen Homestays geschlafen. Wir haben unglaublich viel Gastfreundschaft erlebt. Und wir haben öffentliche Räume genossen ohne sexy-sexistische Werbung, sondern in denen Frauen mit und ohne Kopftuch an Computern und mit Universitätsabschlüssen abgebildet werden.
4
Und das Essen: Jawa ist definitiv eine super Destination für ungesundes leckeres vegetarisches Essen. Eigentlich keine Tofufans, haben wir hier den besten Tofu ever gegessen, Tempeh in allen Zubereitungsarten, Gemüse, dass immer gut schmeckt. Hier essen alle Tofu, auch neben dem Hühnchen. Was nervt ist manchmal der enorme Zuckergehalt in den Erdnussoßen Zentraljavas, das super viel frittiert ist und es aus gesundheitlichen Gründen fast kein rohes Gemüse zu essen gibt. Der bekannte Nasi Goreng (gebratener Reis) ist eher unspektakulär.
Deswegen: hier ein best of unserer Lieblingsgerichte:
Deswegen: hier ein best of unserer Lieblingsgerichte:
Tahu Isi/ Tahu Bunting: mit verschiedenen Gemüsen gefüllter Tofu, paniert und frittiert. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen